Schulprofil Wirtschaftsschule Seligenthal | Jahresbericht 2017/2018 7 Würdigen, was gewachsen ist 7. Schöpfungstag brachte Schülern Wurzeln fühlbar nahe „Wurzeln, die einem Halt geben“ – so fanden die Äbtissin Mutter Petra Articus und die eingeladene Leiterin der Umweltstation der Stadt/Land- kreis Landshut, Frau Dr. Verena Eiß- feller, vor den Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Jahrgangs- stufe die treffenden Worte zum Ein- stieg in den bereits siebten Schöp- fungstag der Wirtschaftsschule Seligenthal. Einigen Wochen bereiteten die Lehr- kräfte die über 100 SchülerInnen und Schüler auf die Thematik „Würdigen, was gewachsen ist“ vor und versuch- ten, die jungen Menschen zum Nach- denken anzuregen. Fragen tauchten auf, wie „Was alles ist bisher in unse- rem Leben gewachsen?“, „Gibt es ewi- ges Wachstum?“, „Wie achtsam gehen wir mit etwas „Gewachsenem um?“ oder „Wer begleitet und fördert unser aller Wachstum?“ – Diese und viele Fragen mehr wurden in gewohnter Weise in kleinen Workshops von den Schülerinnen und Schülern kreativ be- arbeitet und in der Aula präsentiert. Ganz besonders beeindruckt hat der Zusammenhang des allgemeinen Wachsens mit den Wurzeln, die ein Le- bewesen hat – und dass hier sehr wohl eine Kommunikation zwischen den ver- schiedensten Lebewesen untereinan- der stattfindet. Bäume haben zwar keine Stimme, aber kommunizieren tun sie doch, so Frau Dr. Eißfeller. Da waren nicht nur die jüngeren sichtlich überrascht. Mit ihren mitgebrachten Wurzelgeflechten des Waldbodens se- zierten die Schülerinnen und Schüler begeistert Kleinstlebewesen. Gefühle untereinander austauschen, voneinander abhängig sein, familiäre Wurzeln haben – all das haben die Siebt- und Achtklässler auch in einem besonderen Lied, welches sie gemein- sam vorgetragen haben, zum Ausdruck gebracht. Familie und Freunde geben als „roots“ besonders Kraft und Halt. Hier zeigten alle ausnahmslos eine hohe Sensibilität für gewachsene Strukturen. Selbst der mögliche Welt- untergang hatte seinen Platz in der Diskussion gefunden. Was hat schon irgendein Käfersterben mit dem Welt- untergang zu tun? Auch das beleuch- tete eine Gruppe sehr tiefsinnig. Das „Annehmen“ unseres Menschseins war auch ein Aspekt, den die jungen Schülerinnen und Schüler aufgegriffen haben. Wer legt fest, welches Leben „lebenswert“ ist? Es war eine große Freude zu erleben, mit wie viel Enga- gement und Einfühlungsvermögen die Schülerinnen und Schüler an dieses nicht immer ganz einfache Thema her- angegangen sind. Der Schöpfungstag zeigte wieder ein- mal mehr, wie wichtig es ist, unsere jungen, uns anvertrauten Menschen anzuregen, nachzudenken, über ein- fachste Zusammenhänge zu sprechen und das „Ganze“ dabei zu erkennen. Kinder und Jugendliche haben sehr wohl einen tieferen Sinn für persönli- che und soziale Würde. Würde hat auch etwas mit Verletzlichkeit zu tun. So be- gleitete die Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschule Seligenthal auch ein Gebet des Papstes Franziskus an diesem schönen Herbsttag mit den Worten: „Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewun- derung zu betrachten, zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit al- len Geschöpfen dieser Erde.“ Zum Schluss und damit der Höhepunkt ei- nes gelungenen Vormittags war dann noch die Pflanzung eines Apfelbaumes im Schulgarten. Pater Bonifatius er- klärte sich bereit, diese Pflanzung zu segnen und hielt einen themenbezoge- nen Wortgottesdienst, der von den Re- ligionslehrkräften liebevoll vorbereitet und gestaltet wurde. Mit Freude und Elan haben dann ausgewählte Schüler den Spaten genutzt, um ein entspre- chendes Loch auszuheben und das Bäumchen dem Erdreich zu überge- ben. Man darf gespannt sein, wie die Wirt- schaftsschule Seligenthal das Wachs- tum dieses zarten Apfelbäumchens würdevoll begleitet, denn pflanzen ist die eine Seite – eine positive Einstel- lung zu erwerben, die andere. Wolfgang Friedl