Was will ich werden? Welche Inter- essen, Fähigkeiten und Vorlieben habe ich? Wie sind die Chancen am Arbeitsmarkt für meinen Traum- job? Wie realistisch sind meine Vor- stellungen? Schüler sollen auf jeden Fall prüfen, ob die Vorstellungen, die sie von sich und ihrer Berufswahl haben, mit den Ausbildungsinhalten und dem späte- ren Berufsalltag zusammenpassen. Werde ich entsprechend entlohnt für meine Arbeit? Was läuft konkret in einem Betrieb ab? Alles Fragen, die sich Jugendliche gegen Ende ihrer Schulzeit stellen. Unerlässlich bei der Entscheidungsfindung sind dabei Praktika. Es ist wichtig, mal ein Berufsfeld zu wählen, das einem auf den ersten Blick gar nicht zusagt oder dem Wunschberuf entspricht, aber eventuell auf den zweiten doch mehr bietet, als man gedacht hat. Das „Blickfeld vergrößern“ – Nischen sollte man suchen, um evtl. bessere Chancen zu haben. Oft kann man nach einem Praktikum gut ein- schätzen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. An unserer Schule fördern wir diese Berufsfindung vor allem im Schul- jahr vor dem Abschlussjahr, also in der 9. Jahrgangsstufe der vierstufi- gen WS bzw. in der 10z bei der zwei- stufigen Form. Selbstverständlich können auch Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe frei- willig Praktikumserfahrung sam- meln. Wir unterstützen insbeson- dere unsere Mädchen, sich über technische Berufe zu informieren, statt sich in bevorzugten Lehrberu- fen wie z. B. Bürokauffrau, Konkur- renz zu machen. Wer schon gerne als Kind handwerklich tätig oder künstlerisch kreativ war, findet sicher Gefallen an der Ausbildung zum/zur Raumausstatter/-in oder Bauzeichner/in, selbst wenn Mathe nicht zum Lieblingsfach gehört hat. Kaufmännisches Verständnis, wie an unserer WS vermittelt wird, ist auch bei technischen Berufen wichtig: Angebote einholen, sie miteinander vergleichen und dementsprechend unternehmerisch kalkulieren, ist z. B. beim Ausbildungsberuf des Bauzeichners – wie mir kürzlich ein regionaler Ausbildungsbetrieb versi- chert hat – wichtiger Lehrinhalt während der Ausbildungszeit. Die Zusammenarbeit mit der Agen- tur für Arbeit ist an unserer Schule seit Jahren hervorragend. Frau Dreier ist mehrmals im Schuljahr bei uns vor Ort und steht den Schü- lerinnen mit Rat und Tat zur Seite. Die nahezu 100%ige Erfolgsquote bei der Vermittlung bestätigt das gemeinsame Engagement. Sehr wichtig ist es uns, ein regionales Netzwerk aufzubauen und das Zusammenspiel von Schule und Wirtschaft dementsprechend zu för- dern. Im April d. J. waren bei uns die Auszubildenden von ebm papst für einen Vormittag zu Gast. Sie infor- mierten „frisch aus der Praxis“ die zukünftigen Berufseinsteiger (H9a/9b/10z) über mögliche Ausbil- dungsberufe im Unternehmen, gaben konkrete Bewerbungstipps und führten die Schülerinnen souve- rän – mit gekonnter Moderation – durch den Projektvormittag. Renate Lehner 63 Wirtschaftsschule der Schulstiftung Seligenthal Jahresbericht 2014/2015 Schule ist mehr Berufsorientierung – Zeitaufwand der sich lohnt! 034-083_WS_vers12_Layout 1 05.07.15 12:27 Seite 63 034-083_WS_vers12_Layout 105.07.1512:27 Seite 63